Zeit- und Selbstmanagement für Langzeitstudierende
Langzeitstudierende werden jedes Semester von neuem damit konfrontiert, dass sie Strafgebühren zahlen müssen. Gegen den darin versteckten Appell "Nun aber mal voran!" gibt es allerdings eine verbreitete Immunität.
Als persönlicher Vorsatz kann er sich nämlich schnell und gründlich abnutzen. Dann folgt meistens die Idee: "Ich muss mich einfach zusammenreißen!"
Ist das tatsächlich alles, was es dabei zu verstehen gilt, oder lassen sich typische Hindernisse für das langfristige Gelingen eines Studiums genauer benennen?
Der Psychologische Beratung-Service (PBS) sammelt schon viele Jahre Erfahrung mit der Betreuung von Langzeitstudierenden. Seit 2002 hat der PBS spezielle Workshops und Gruppen für diese Studierenden angeboten. In regelmäßigen Treffen werden Zielklarheit, Entschiedenheit, Vorgehen, Disziplin, Motivation und Selbstfürsorge der TeilnehmerInnen erörtert - ihr "Zeit- und Selbstmanagement".
Dabei wuchs eine immer detailliertere Liste von Gesichtspunkten heran, auf die es sich zu achten lohnt, wenn das Studium gelingen soll. Zwei davon sollen im Folgenden vorgestellt werden: Ausweichen und aktive Passivität.
1. Ausweichen
Das funktioniert so wie in dem alten Witz von einem Betrunkenen, der nachts unter einer Straßenlaterne seinen verlorenen Schlüssel sucht. Er weiß zwar, dass er ihn eigentlich vor der Haustür verloren hat - aber dort ist es dunkel …
Wenn beispielsweise jemand nicht weiß, welche Prüfungsordnung für sie/ihn gilt, und was im Einzelnen zu tun ist, dann liegt der Schlüssel beim Prüfungsamt. Ein anderes Beispiel: Vermeiden, in die Sprechstunde zu einem Lehrenden zu gehen, der entscheiden soll, ob er für eine seit langer Zeit überfällige Ausarbeitung auch heute noch einen Leistungsnachweis unterschreiben würde. Gewiss, die Antwort könnte Nein lauten. Weiteres Warten ist aber kein Schlüssel für eine Zustimmung.
Es mag zwar durchaus möglich sein, erst einmal andere sinnvolle Dinge zu tun. Aber das Gefühl, ohne eine aktuelle Seekarte unterwegs zu sein, wird dadurch nicht ausgeräumt - zu Recht.
2. Aktive Passivität
Auch dazu einen alten Kalauer: Ein Mann beobachtet in der Bahn einen anderen, der immer wieder Bananen schält, mit Salz bestreut und aus dem Fenster wirft. "Warum tun Sie das?" - "Ich mag keine gesalzenen Bananen."
Es ist nicht nur Passivität, wenn jemand im ganz wörtlichen Sinne nichts tut. Passivität ist einfach jedes Verhalten, das es unmöglich macht, eine Herausforderung oder Aufgabe zielorientiert zu lösen. Passivität kann also sein, hektisch auf und ab zu gehen, eine Zigarette nach der anderen zu rauchen, Formulierungen immer wieder zu ändern, Gliederungen für schriftliche Texte bis in winzigste Unterpunkte zu treiben, endlos an der Formatierung einer Arbeit zu feilen usw. usf. (Auch das Wälzen von Ratgeberbüchern zum Thema kann natürlich zu einer solchen Falle werden.)
Die wirklich nutzbringenden Handlungsalternativen lassen sich jedoch ganz einfach zusammenfassen:
1. Stellen Sie eine Liste der Dinge auf, die wirklich zu tun sind. Wenn Sie sich dabei nicht sicher fühlen, dann informieren Sie sich, anstatt einfach irgendetwas zu tun.
2. Packen Sie an, was auf der Liste steht, und wirklich nichts anderes.
Sollten Punkt 1 und 2 nicht gleich gelingen, dann ist es eine gute Idee, sich mit anderen Studierenden zusammenzuschließen, die vor der selben Herausforderung stehen und sich nicht entmutigen lassen.
Beim Psychologischen Beratungs-Service gibt es in diesem Kontext zwei professionell begleitete Unterstützungsmöglichkeiten für Studierende: Die Arbeitsschwierigkeitengruppen sind für Studierende aus allen Studienphasen konzipiert. Bei den wöchentlichen Treffen stehen die Entwicklung fester Arbeitsroutinen und die sinnvolle Prioritätensetzung hinsichtlich der anstehenden Arbeitsvorhaben im Mittelpunkt.
Einzelcoaching für Langzeitstudierende
Hier erfolgt zunächst eine Bestandsaufnahme der bisherigen Studienbiographie und es wird die Grundlage für eine Entscheidung über Fortsetzung oder Abbruch des Studiums gelegt. Die Studierenden, die sich für die Fortführung des Studiums entscheiden, werden in sechs weiteren, über das Semester verteilten Treffen darin unterstützt, eine realistische Zielplanung vorzunehmen und neue Strategien für altbekannte Stolpersteine zu entwickeln.
Im Projekt "Endspurt" der Universität Oldenburg sind weitere Unterstützungsangebote gebündelt: http://www.uni-oldenburg.de/studium/endspurt